Antrag der SU RD-ECK zum CDU-KPT 18. November 2019

18.11.2019

Der CDU-Kreisparteitag möge beschließen:

Der CDU-Kreisparteitag fordert die schleswig-holsteinische CDU-Landespartei auf, sich dafür einzusetzen, dass an den Grundschulen unseres Bundeslandes das jüngst durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur umbenannte bisherige Lernfach „Heimat-, Welt- und Sachkunde“ in „Sachunterricht“ rückgängig gemacht wird. Der Begriff Heimat darf in der Bezeichnung des Grundschulfaches nicht fehlen.

Begründung
Nur wenn der Begriff „Heimat“ in der Benennung des Grundschulfaches mit aufgeführt ist, kann man, unabhängig von ímmer wieder neu aufgestellten „Fachanforderungen“, erwarten, dass heimatbezogene Inhalte auch weiterhin vermittelt werden.
Die Umbenennung des Grundschulfaches in „Sachunterricht“ ist nicht hinnehmbar.
Mit der Streichung des Heimatbegriffes in der Benennung des Grundschulfaches folgt das „Kultusministerium“, unserer Meinung nach, einem bislang von der CDU mit Erfolg unterbundenen Versuch, den Begriff Heimat in die rechte Ecke zu stellen.
Der Begriff „Heimat“ mag für manche kleinkariert und provinziell klingen und doch schafft er für Menschen aller Hautfarben und Glaubensrichtungen Zufriedenheit und das kleine Glück vor Ort. Heftig ist jenen zu widersprechen, die behaupten, Heimat verhindere die Integration von Flüchtlingen, beeinträchtige europäisches Denken, oder, was sogar dreist ist, leiste der AfD Vorschub.
Wie will man Integrationsarbeit erfolgreich betreiben, wie will man Flüchtlingen Heimat geben, wenn unsere Regierung offenbar selbst nicht mehr an den Begriff Heimat glaubt? Hinter dem Begriff Heimat steht ein spezifischer Inhalt, der durch das unpersönliche Wort „Sachunterricht“ nicht ersetzt werden kann und darf.
Das Bekenntnis zur Heimat gehört zum Markenkern der Union, wie prominente CDU-Politiker und viele Leserbriefschreibende jüngst mit ihrer Kritik an der Entscheidung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur kund getan haben:
shz vom 21.09.2019
Landtagspräsident Schlie: Die Vermittlung dessen, was Heimat bedeutet, muss ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts sein. Dabei kommt es mir weniger auf die plakative Überschrift, sondern ganz entscheidend auf die Unterrichtsinhalte an. … Dazu gehören historische, geografische, naturräumliche und weitere identitätsprägende Aspekte. … Für unbedingt notwendig halte ich auch eine viel stärkere Gewichtung der Landesgeschichte.
Johannes Callsen: Es ist bedauerlich, dass Heimat nicht mehr in der Überschrift stehen soll … zumal dies heute kein ausgrenzender Begriff mehr ist, sondern Vielfalt meint.
shz 24.09.2019
Wolfgang Börnsen: Sie fallen vielen Bürgern in den Rücken
shz vom 25.09.19
Leserbrief von Prof. Dr. Dr. Giebler
Der Mensch ist ein soziales Wesen und leitet seine Identität vom Geburtsort, der Familie und von den interkommunikativen heimatlichen Bezügen ab. Heimat hat einen Ortsbezug und einen sozial emotionalen, ist immateriell, aber nicht ortslos. Heimatlose sind somit Entgrenzte. Da Heimat emotional erlebbar ist, können Fremde, so sie wollen, überall eine Heimat finden, wenn sie sich sozial verankern … Heimatkunde ist das Erleben von Heimat in uns selbst und bei anderen in der Klassengemeinschaft. Heimatkunde informiert den Fremden über die Wertschätzung von uns selbst und anderen und regt den Heimatvertriebenen an, sich dieser Wertschätzung anzugleichen.
shz 26.09.19
Leserbrief Dr. Volker Sprenkmann:
Wer in unserer scheinbar rationalen Welt diesen emotionalen Begriff abschaffen will, schadet vielen Menschen und begeht eine Riesendummheit.
Leserbrief Dr. Dieter Andresen:
… folgenreicher politischer Fehler … entwertet den Einsatz zahlloser Initiativen und Einzelpersonen für ein bekömmliches Zusammenleben vor Ort. … Respekt vor der Schöpfung … Achtung vor dem Nächsten … Mitbürgern verschiedener Herkunft … Mit dem Rückzug von dieser Aufgabe wird das Lernfeld Heimat gerade nicht selbstbewusst kritisch bestellt, sondern den Identitäts-Schwaflern und Rechtspopulisten zum Missbrauch freigegeben.
shz 27.09.19:
Leserbrief Boje Maaßen: Börnsens Engagement erweitere ich durch eine ökologische und anthropologische Dimension: Heimat … ökologische Notwendigkeit und das heißt Konzentration der Lebenstätigkeiten auf die Region uns den Ort: Wohnen, Arbeit, Konsum, Kultur, Kirche, Ärzte bis zu Gastwirtschaften gehören hierhin. … gehören alle Menschen, die dort wohnen, sich zu dieser Heimat hingezogen fühlen und Verantwortung übernehmen. … anthropologische Begründung … Der Mensch lebt gleichzeitig in einer objektiven (tendenziell in der ganzen Welt, wie sie beispielsweise das Fernsehen vermittelt) und einer subjektiven Welt. Die subjektive Welt ist begrenzt und der Kern der Heimat. Mein Fazit: Wer Heimat als überflüssig ansieht, bloß weil sie nicht empirisch beweisbar ist, ignoriert die Möglichkeiten vollen Menschseins.
Die Senioren-Union meint: Mit der Streichung des Begriffs Heimat und gleichzeitiger Versagung ihres inhaltlichen Lernstoffes wird in der Konsequenz tausenden von Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes in den Rücken gefallen, die sich der aktiven Tätigkeit für ihre Heimat, ob vor Ort oder im Lande, verschrieben haben. Diese Menschen begreifen Heimat als lebendige Nachbarschaft. Sie leisten diesen Bürgerdienst zumeist ehrenamtlich, offen für alle, mit Hingabe für ihre Heimat.
Wolfgang Börnsen MdB aD, Vorsitzender der Landes-Senioren-Union: Mit der politischen Entscheidung „Heimat“ offiziell aus der Schule auszugrenzen, sind indirekt auch die vielen Hunderten von Brauchtums-, Bürger-, Gesangs- und Heimatvereinen, sowie die vielen Bürgerinitiativen betroffen, die sich verantwortungsbewusst an der Gestaltung unseres Gemeinwesens einbringen. Sie alle, und viele Einzelpersonen, sind es, die mit Respekt vor der Schöpfung und Achtung vor dem Nächsten für den Naturschutz sorgen, für die Artenvielfalt eintreten, aber auch für die Sicherung von Traditionen, Kultur und Bildung in ihrer Nähe. Bislang war dieses in jedem Grundsatzprogramm der CDU nachlesbar. Kein CDU-Landesvorsitzender verzichtet bei großen Reden, für den Gedanken der Heimat zu werben.
Kommende Schülergenerationen sollen nicht „heimatlos“ aufwachsen. Wir wollen nicht das Feld Populisten überlassen, die missbräuchlich mit dem Heimatbegriff umgehen. Die vielen Engagierten in Schleswig-Holstein, die ihre nahe und ferne Heimat mitbauen und mitgestalten, haben es nicht verdient, dass die Politik ihnen den Boden unter ihren Füssen wegzieht.
Deshalb muss es dabei bleiben, fordert die Senioren-Union unseres Kreisverbandes, dass unter dem Titel „Heimat“ heimatkundlicher Unterricht als Lernfach unseren Kindern in den Grundschulen geboten wird.